7 nachhaltige Tipps aus Usbekistan

Usbekistan ist nicht umweltfreundlich. Jeder und jede, die mal in Korzinka[1] einkaufen war, weiß auch Bescheid, dass es ein Kampf ist, etwas ohne Plastiktüte zu bekommen. Man muss dreimal sagen „ohne Plastiktüte bitte“ und dann noch einen überraschten Blick erleben, damit man Bananen nicht in der Plastiktüte enthüllt bekommt. Wir trennen nicht den Müll, wir verschmutzen unsere Kanäle und besitzen möglichst viel Autos. Wir gehen einkaufen und kommen zurück mit 20 Plastiktüten, wir machen uns keine Gedanken über Mikroplastik. „Ihr, in Europa habt Zeit um solche Probleme wie Umwelt, Nachhaltigkeit zu kümmern. Das sind für mich luxuriöse Probleme. Bei uns, Menschen müssen vor allem denken, was sie morgen essen werden und wie sie am besten noch für die Hochzeit der Kinder Geld sparen können“ hat mein Bruder auf meine kritische Bemerkung betreffend die Plastiktüten in seiner Wohnung geantwortet. Unrecht hat er nicht. Und trotzdem gibt es ein paar typisch usbekischen Sachen, die umweltfreundlich und nachhaltig sind.

1.     Haushalt hat uns „gezwungen“ kreativ zu sein. Usbekinnen achten sehr darauf, dass bei ihnen zu Hause alles sauber ist. Es ist sehr wichtig. Nun die billigen Mittel, um Bad, Küche oder Töpfe zu putzen, bringen kaum etwas und die besseren Mittel kosten viel Geld. Essig, Salz, Sand, Waschsoda, Natron, Zitronensäure sind unersetzbare Haushaltshelfer einer Frau (weil die Männer sich damit sehr, sehr selten beschäftigen). Jede Frau hat ihr eignes Geheimnis wie sie am besten große Edelstahltöpfe putzt, oder die schlimmen Flecken aus der Kleidung rauskriegt (dazu muss man sagen, nicht jeder Haushalt hat eine Waschmaschine. Es gibt genug Menschen, die ihre Wäsche von Hand waschen).

Ein Tipp von meiner Mutter, um Fenster glänzend sauber zu kriegen: man soll ins kalte Wasser zwei-drei Esslöffel Tafelessig geben. Sie putz zuerst mit einem Baumwolltuch (der früher oft mein T-Shirt war) das Fenster und danach wischt mit einem Papier (oft die alte Zeitschrift von meinem Vater) drüber. Um die Töpfe sauber zu kriegen, hilft Sand aus dem Garten. Es hat einen Peelingeffekt. Um den Wasserkocher zu entkalken, benutzen wir auch Essig. Ein paar Löffel Tafelessig (es kommt an die Wassermenge an) mit Wasser kochen und danach ca. eine Stunde stehen lassen.

2.     Fashion, wohin auch ohne Mode, nicht wahr?! Die usbekischen Frauen lassen gerne Kleidung nähen. Die Dienstleistungen von den Schneiderinnen und Schneidern sind sehr gefragt. Es sind keine gutbezahlten Jobs, aber immer noch nachhaltiger, als auf einem Laden ein Kleidungsstück zu kaufen. Man lässt vor allem traditionelle Sachen oder Bekleidung aus den traditionellen Stoffen (Ikat, Khan-Atlas, z.B.) nähen.

3.     Basar. Natürlich ich konnte diesen Punkt nicht unerwähnt lassen. Im Gegensatz zu den Supermärkten kann man auf dem Basar ohne Probleme Obst und Gemüse ohne Plastiktüten kaufen. Diese sind auch nicht in Plastik verpackt, weil alles frisch aus dem Feld kommt und lokal ist. Man vergisst oft, wie es wichtig ist frische Ware aus der Region zu kaufen. Stattdessen bevorzugen immer mehr Menschen in Usbekistan Supermärkte, leider.

4.     Das ist vielleicht ein spezifischer Punkt, weil nur ältere Frauen es heutzutage benutzen. Es geht um die pflanzlichen Schönheitsmittel: Usma (um die Augenbrauen zu färben), Surma (eine Art Kajal Stift), Henna (um die Haare zu färben) + Öle als Ersatz zu den industriellen Cremes. Diese Mittel enthalten keine Mikroplastik, sind nachhaltig und auch gesund für die Haut.

5.     Keine To-Go Mentalität. Man sieht (besonders außerhalb Taschkents) kaum Menschen mit To-Go Becher oder Geschirr. Trotz unserer Vorliebe zu Plastik benutzen wir To-Go Variante von Essen sehr selten. Wir bleiben lieber gemütlich im Café und essen unser Kuchen oder trinken zu Hause ganz gemütlich Tee. Wenn es um Essen geht, mögen wir keine Hektik oder Eile. Vielleicht auch weil Essen ein besonderes Ritual ist.

6.     „Moloko, Kefir, Kaymak“. Es ist früh Morgen, 5 Uhr, du schläfst ganz tief und dann plötzlich hörst eine Frau draußen schreien: „Moloko, Kefir, Kaymak“. Also keine Angst, sie sagt nur: „Milch, Kefir, Kaymak (Sahne)“. Es ist unpraktisch von Tür zu Tür laufen und klopfen, deshalb schreit sie, damit Menschen wissen, dass sie jetzt Milchprodukte kaufen können. Man geht raus mit eigenem Becher aus Glas und kauft so viel wie viel man braucht. Diese Frau (wieder im Gegensatz zu den Supermärkten) benutz für ihre Ware Edelstahltöpfe und gibt ihren Kundinnen Produkte in den Becher, Gläser von den Kundinnen selbst. Sehr nachhaltig, nach meiner Meinung.

7.     Keine „Wegschmeiß“ Kultur. Bei uns darf man keine Lebensmittel wegschmeißen. Es ist eine Sünde, ein Zeichen der Undankbarkeit. So die Menschen kaufen nur das was sie sicher essen oder wenn sie sogar etwas entsorgen müssen, sammeln sie Bio-Abfall getrennt, damit man es später einem Nachbarn geben kann, der Vieh hat. Es sind bunte und schöne Erinnerungen aus meiner Kindheit, wenn der Nachbar immer zu uns kam und gefragt hat, ob wir für seine Schaffe Biomüll haben. Jeden Tag um gleiche Uhrzeit. Noch eine Sünde ist Brot wegzuschmeißen.

8.     Der Bonuspunkt: nachhaltige Menschenbeziehungen. Besonders zwischen den Nachbarn und Nachbarinnen. In Mahalla kennen fast alle Menschen einander. Man grüßt und führt Small-Talks miteinander. Mit den engeren Nachbarn hat man sehr engen Kontakt: man bringt Essen gegenseitig, ist zu allen Festen eingeladen, hilft, wenn man Hilfe oder Unterstützung braucht, besucht fast täglich einander. Wie ich oft sage, die Nachbarn ersetzen füreinander die Psychologen, weil man über die Probleme redet und einen Blick von außen bekommt. Es ist der Kollektivismus, der manchmal Vorteile beinhalten kann.

Nun es sind meine Punkte zum Thema. Der Artikel ist ziemlich lang geworden, jedoch war es hoffentlich nützlich und interessant. Falls ihr auch Punkte oder Ideen zu diesem Thema habt, schreibt bitte gerne in den Kommentaren. Es wäre auch interessant für mich.

Liebe Salams aus Usbekistan,

Nadira

[1] Eine beliebte Supermarketkette

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Usbekistan: meine Reise im Jahr 2021

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